Foto: (CC)  giuseppe.costantino
Foto: (CC) giuseppe.costantino

Es wird enger für Träger von Googles Datenbrille „Glass“. Nach Beleidigungen („Glasshole“), tätlichen Angriffen, Hausverbot in manchen Bars und Kinos, inklusive Verhör erfolgt jetzt ein neuer Versuch, Trägern das Leben schwer zu machen: Der „Critical Engineer“ Julian Oliver aus Berlin hat ein Programm namens glasshole.sh entwickelt, das es ermöglichen soll, Google Glass-Nutzer aus lokalen Netzwerken zu kicken.

Möglich ist das, weil die MAC-Adressen von Google Glass eine bestimmte Kennung aufweisen, die glasshole.sh erkennt und dann aus dem Netzwerk wirft. Das lässt sich natürlich umgehen, aber trotzdem wird das Programm aktuell als richtiger und notwendiger Schritt hin zu mehr Privatsphäre und Datensicherheit gefeiert. Der von Google vor kurzem vorgelegte „Knigge“ für Nutzer von Google Glass geht vielen Menschen offenbar nicht weit genug.

Mir stellt sich die Frage, warum ausgerechnet bei Google Glass der Widerstand so groß ist. Immerhin ist es theoretisch seit langer Zeit möglich, Menschen zu filmen und ins Netz zu stellen, offenbar eine der Hauptängste in Verbindung mit den Datenbrillen. Doch während beispielsweise Smartphone-Besitzern offenbar meist (noch?) soweit vertraut wird, dass sich fast niemand unwohl fühlt, wenn jemand ein paar Fotos macht oder ein Video aufzeichnet, traut man Nutzern von Google Glass anscheinend nicht über den Weg und meint, sie beschränken zu müssen, wo immer es geht.

Das ist eine durchaus kritisch zu betrachtende Entwicklung. Mehr Datenschutz und Privatssphäre zu schaffen, indem Devices de facto unbrauchbar gemacht werden, kann wohl kaum die Lösung des Problems sein. Ein etwaiger „Kontrollverlust“ wird sich dadurch kaum aufhalten lassen. Wieso bei Datenbrillen aufhören? Warum die technischen Möglichkeiten nicht weiter und weiter beschränken, notfalls durch Verbote?

Wichtiger wäre es, Regeln zu definieren, wie mit technischen Fortschritten umgegangen werden soll, die unserer Vorstellung von Privatssphäre und Datenschutz eventuell nicht entsprechen. Das muss aber diskutiert werden. Es wird sich nicht aufhalten lassen. Googles Knigge könnte da doch ein Diskussionsstarter sein. Was ist gut daran und was eher nicht? Wo liegen die wirklichen Probleme und Ängste? Für mich steht fest: Mit kategorischem Misstrauen und Verboten werden wir nicht weiter kommen.